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Ethnobotanik im Saas-Tal: Die chemischen Inhaltstoffe der Meisterwurz und ihre pharmazeutischen Wirkungen

Schneidet man die frisch geernteten Rhizome auf, tritt sofort eine gelbliche, intensiv riechende und klebrige Flüssigkeit aus den ringförmig angelegten Kanälen aus. Es handelt sich dabei um das ätherische Öl und beinhaltet verschiedene Terpenoide, Phenole, Flavonoide und den pharmazeutisch interessanten Cumarine. Das ätherische Öl ist auch in den oberirdischen Organen zu finden jedoch in anderen Konzentrationsverhältnisse als im Rhizom. Die Pflanze verwendet die Cumarine als Schutz vor Frass von Herbivoren.

Frisch geerntetes Meisterwurz- Rhizom mit austrettendem Öl aus den Balsamkanäle

Cumarine sind fettliebende Phenole mit 1-2 zusätzlichen Kohlenstoffringe und weit verbreitet in der Familie der Apiaceae. Die Meisterwurz enthält acht einfache Cumarine: Ostruthin, Oxypeucedanin, Oxypeucedaninhydrat, Ostruthol, Imperatorin, Isoimperatorin und Osthol. Ihnen wurden einige medizinische Wirkungen in pharmazeutischen Studien nachgewiesen, wie etwa einen positiven Effekt bei Herz-Kreislauferkrankungen, Alzheimer, Epilepsie und anderen neurodegenerative Erkrankungen. Zudem wirken sie entzündungshemmend, fiebersenkend, antioxidativ, antibakteriell, antimykotisch und krampflösend. Trotzdem darf nicht zu viel von der Meisterwurz eingenommen werden, sonst wirken die Inhaltstoffe hepatoxisch oder sogar krebserregend.

Persönlich bin ich begeistert von der Heilpflanze! Nach einem Tee verschwindet das Erkältungsgefühl, die Halsschmerzen oder die Magenverstimmung. Die Salbe hilft bei Verspannungen, Gelenksschmerzen und bei der Wundheilung. Ich kann nur jedem empfehlen, im Herbst (Oktober) in die Berge zu fahren und sich ein paar dieser fein schmeckenden Rhizome zu holen. Für einen Jahresgebrauch reichen 3-5 Stück, welche im Schatten getrocknet werden. Für einen Tee einfach 1 Löffel gemörsertes Rhizom-Pulver in heisses Wasser geben. Für die Salbe nehme ich 2-3 frische Wurzeln und mache einen Öl-Auszug (2-3 Wochen stehen lassen und ab und zu vermischen). Die trockenen Rhizome kann man wie Sandelholz anzünden und einen angenehmen Duft verströmen lassen. Viel Spass! 😉