Meilleures félicitations – Herzliche Gratulation – Congratulations Morris Keller

We congratulate Dr. Morris Keller for his excellent PhD thesis, which he defended on June 22nd 2023 at the University of Basel.

Title of the PhD thesis: « Isolation and Characterization of Anti-Inflammatory and Immunomodulatory Compounds from Higher Plants »

Morris Keller investigated 3 plants used in the TM:  Hyptis brachiata (Lamiaceae), Safran – Crocus sativus (Iridaceae) and Teucrium polium subsp. capitatum (Lamiaceae).

He isolated 49 complex bioactive substances and elucidated their structures. A dozen of those natural products are novel, meaning they were described for the first time in literature, see references. Morris’ excellent work was awarded with «Summa cum laude».

Morris Keller is not only an outstanding scientist, but was outstandingly supportive for the members of the team.

Morris accepted to present his work on our next symposium on March 23rd 2024.

References:

Hyptis brachiata:

    • M. Keller, M. Winker, A.M. Zimmermann-Klemd, N. Sperisen, M.P. Gupta, P.N. Solis, M. Hamburger, O. Potterat, C. Gründemann, Aryltetralin lignans from Hyptis brachiata inhibiting T lymphocyte proliferation, Biomed. Pharmacother. 160 (2023) 114328. https://doi.org/10.1016/j.biopha.2023.114328.

Crocus sativus:

    • M. Keller, S. Fankhauser, N. Giezendanner, M. König, F. Keresztes, O. Danton, O. Fertig, L. Marcourt, M. Hamburger, V. Butterweck, O. Potterat, Saponins from Saffron Corms Inhibit the Gene Expression and Secretion of Pro-Inflammatory Cytokines, J. Nat. Prod. 84 (2021) 630–645.https://doi.org/10.1021/acs.jnatprod.0c01220.

Teucrium polium:

    • S. Chabane, A. Boudjelal, M. Keller, S. Doubakh, O. Potterat, Teucrium polium – wound healing potential, toxicity and polyphenolic profile, South African J. Bot. 137 (2021) 228–235. https://doi.org/10.1016/j.sajb.2020.10.017.
    • M. Keller, S. Chabane, A. Boudjelal, O. Danton, A. Prescimone, M. Hamburger, O. Potterat, New neo-clerodane diterpenes from Teucrium polium subsp. capitatum, J. Mol. Struct. 1284 (2023) 135447. https://doi.org/10.1016/j.molstruc.2023.135447

Kommunikation mit Pflanzen

Erzählen uns Pflanzen von ihrer Heilwirkung?
Ein Praxistest mit Pflanzenbildern.

Text: Beatrice Bissig Odermatt, April 2023

Was wissen wir über Kommunikation mit Pflanzen?

Dass Pflanzen als Grundlage unserer heutigen Medizin immens wichtig sind, scheint unbestritten zu sein. Pflanzen entfalten ihre wohltuende und heilende Wirkung auf den Menschen jedoch nicht nur indirekt, als Arzneimittel. Sie beeinflussen den Menschen auch mit ihrer Gegenwart positiv und können Stress vermindern, die Konzentration fördern und zu einer schnelleren Genesung beitragen. «Allein der Anblick einer Pflanze wirkt entspannend, wie entsprechende Messungen von physiologischen Parametern zeigen.» (Mancuso, 2015:44). Das interdisziplinäre Thema «Kommunikation mit Pflanzen» wird in wissenschaftlichen Kreisen kontrovers diskutiert, wobei sich seit einigen Jahren eine neue wissenschaftliche Disziplin, «Pflanzenneurobiologie», mit der Pflanzenkommunikation befasst (Scheppach, 2016:14). Mancuso leitet das Laboratorio Internazionale di Neurobiologia Vegetale an der Universität Florenz. Nicht nur Pflanzenkommunikation ist hier ein Forschungsthema, auch die Kommunikation zwischen Mensch und Pflanze – zwischen Pflanze und Mensch. Monica Gagliano wiederum forscht im Bereich evolutionäre Ökologie an der Southern Cross University in Australien. In ihren Studienarbeiten und Essays beschäftigt sie sich mit der Intelligenz der Pflanze (vgl. Gagliano, et al., 2020), sowie der Interaktion zwischen Mensch und Pflanze und Wahrnehmungen die daraus entstehen, also der Kommunikation mit Pflanzen. Aus ihrer Sicht ist ein Paradigmenwechsel in der westlichen Wissenschaft dringend nötig. Sie fordert neue Sichtweisen und ein umfassenderes und zusammenhängendes Denken in Sinne von wir sind Natur (Gagliano, 2013).

Ist Kommunikation mit Pflanzen in einer modernen Gesellschaft möglich?

In meiner Projektarbeit im Rahmen des Studienganges Ethnobotanik und Ethnomedizin an der Universität Zürich, habe ich die Frage untersucht, ob eine Kommunikation mit Pflanzen in einer modernen Gesellschaft möglich ist und im Dialog mit Heilpflanzen spezifische Antworten und Hilfestellungen zu Wohlbefinden und Heilung gefunden werden können. Analog dem digitalen Zeitalter (Kommunikation = Datenübertragung) wurden den am Praxistest teilnehmenden Personen bewusst Pflanzenfotografien aus verschiedenen Perspektiven, darunter auch Makroaufnahmen, vorgelegt. Die gemachten Notizen zu den Wahrnehmungen wurden nachfolgend aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und anhand pharmakologischer und erfahrungsmedizinischer Vergleichsliteratur ausgewertet. Zudem wurden Suggestionen wie: «Beeinflusst die Wiedererkennung der Heilpflanze auf dem Bild die Wahrnehmung und entsprechend die Formulierungen?» und «Bedarf der erfolgreiche Dialog mit Pflanzen der regelmässigen Übung?» untersucht. Im Rahmen dieser Projektarbeit wurde auch der Frage nachgegangen, ob das Zwiegespräch mit Pflanzen nur speziellen Menschen, wie Schamanen und Sehern, vorbehalten ist.

Malva Sylvestris,  Bild: Hof Neufallenbach, Fotographie: Patrick Lussi (2021)

Die Kommunikation mit Pflanzen ist für uns nicht alltäglich, zumindest verwenden wir jene Begrifflichkeit in der Regel nicht. Auf der Suche nach Testpersonen für die Projektarbeit kam oft der Einwand: «Ich glaube nicht, dass ich das kann». In unseren Köpfen scheint sich die Idee festgesetzt zu haben, dass es gewisse Voraussetzungen, gar Konditionierungen und Begabungen braucht, um mit Pflanzen «sprechen» zu können, und dass dies speziellen Menschen wie Schamanen und Sehern vorenthalten ist. Für diese Projektarbeit wurden Personen aus verschiedenen Interessens- und Berufsgruppen befragt, auch solche, die sich nicht generell mit Heilpflanzen und Gesundheit beschäftigen. Nur 2 der 22 Teilnehmerinnen gaben an, sich immer mit Heilpflanzen zu beschäftigen. Die meisten Probandinnen beschäftigen sich ab und zu oder selten bis gar nicht mit Heilpflanzen.

Der Praxistest

Den Teilnehmenden wurden zwei Pflanzen mit je vier Bildern aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Dies für die Dauer von jeweils drei Minuten pro Bild. Das erste Bild der Heilpflanzen war eine Makroaufnahme. Jede Testperson betrachtete auf diese Weise zwei verschiedene Heilpflanzen und insgesamt acht Bilder und machte gleichzeitig Notizen zum Erlebten auf einem vorgelegten Erfassungsbogen. Die semistrukturierte Vorgehensweise mit dem frei ausfüllbaren Erfassungsbogen einerseits, und dem strukturierten Fragebogen andererseits, ermöglichte das Zusammentragen einer grösstmöglichen Vielfalt an Informationen. Diese dienten als Basis, um die gemachten Erfahrungen der Testpersonen in einen quantitativen Kontext zu bringen und die eingangs erwähnten Fragen zu beantworten.

Bild 1 der Pflanze Plantago lanceolata: 2 von 22 Probandinnen (9 %) erkennen die Pflanze. Unter anderen wurden folgende Notizen zu diesem Bild gemacht: Antibakteriell, öffnet oberen Brustraum, kühlend, Atmung/ Lunge, Kommunikation, ich bin kurzatmig – bringe den Atem nur bis in die Brust hinunter.
Bildquelle: Plantago lanceolata, Blüte, Bild: https://www pixabay.com, Pete

Die Vergleiche der Notizen der Probandinnen mit den pharmakologischen und erfahrungs-medizinischen Wirksamkeiten der beiden Pflanzen weisen insgesamt beachtliche Übereinstimmungen auf. Zum Beispiel wurde die kühlende Wirkung von Spitzwegerich mit den treffenden Begriffen «kühlend», «Wahrnehmung im Körper – kühlend», «strahlt Kälte aus», «wie kleine kühle Tupfer», «kühlende Kussmunde» umschrieben. Zu «expektorierend/ auswurffördernd/ Atemwege» konnten Nennungen der Testpersonen wie «öffnet oberer Brustraum», «Atmung / Lunge», «schleimlösend», «nach aussen tragend», «lösend», «ich bin kurzatmig», «wohltuend in der Brust (bringt Weite rein)», «ausdehnen und sammeln und dann speichern in den Zellen war der Impuls und der ganze Körper wurde warm», «Klos im Hals», «durchatmen» zugeordnet werden. In anderen Spalten wiederum sind die Kongruenzen schwieriger zu erkennen. Der lungengewebefestigenden Wirkung von Spitzwegerich als Beispiel, konnten Notizen wie «hält zusammen», «Gefässe zusammenziehend», «festgehalten», «strukturiert», «tragend», «stabil», «Zähigkeit», «macht enger» zugeordnet werden.

Die Erkenntnis

Insbesondere bei der Betrachtung der Nennungen zu den jeweils ersten Bildern, bei denen 96 % der Probandinnen die Pflanze nicht, bzw. noch nicht erkannten, kann von Kommunikation ausgegangen werden. Die Erkenntnis, dass Kommunikation auch mit einem Bruchteil einer Pflanze (Makroaufnahme) stattfinden kann, zeigt zudem die Unwichtigkeit der botanischen und pharmakologischen Kenntnisse in Bezug auf die Pflanze auf. Es kann sogar davon ausgegangen werden, dass eine Kommunikation umso einfacher gelingt, je unvoreingenommener die Pflanze betrachtet wird. Zudem könnte dieses Faktum zur Bestätigung der Theorie beitragen, dass Kommunikation primär auch mit Mikroteilchen wie Molekülen möglich sein kann. (Narby, 2001:175).

Weder eine Affinität, botanische Kenntnisse, noch die Liebe zu Pflanzen oder Übung scheinen, laut der in dieser Studie gemachten Erkenntnisse, für die Kontaktaufnahme und Kommunikation mit Pflanzen eine Voraussetzung und damit entscheidend zu sein. Vielmehr scheint die Herausforderung bei der Wiedergabe, sowie der Deutung und Sortierung (Beobachter) der gemachten Erfahrungen zu liegen. Das Erfahrene korrespondiert in der Regel mit der eigenen Empirie und dem angeeigneten technischen Wissen in Bereichen wie Botanik, Medizin und Ethnologie. Zudem ist es genauso herausfordernd aus einer emischen Sichtweise heraus eine wertungsfreie Formulierung zu gestalten, wie auch die Zusammenhänge, vom etischen Standpunkt her, richtig zu erfassen und stimmig zuzuordnen. Gegenwärtig fehlt es an passender wissenschaftlicher Übersetzungs-Methodik und der entsprechenden Begrifflichkeit. Die erforderliche Übung, wie sie Kalbermatten (Kalbermatten, 2022) beschreibt, betrifft also vielmehr das in Worte fassen des Erlebten, als die Kommunikation zwischen Pflanzen und Mensch an sich.

Eine neue Sichtweise

Erzählen uns Pflanzen von ihrer Heilwirkung?
Zu dieser Frage sind bei den Testpersonen im Rahmen dieser Studie viele erstaunliche Wahrnehmungen und Einsichten entstanden. Auch hat diese Art der Pflanzenbetrachtung sämtlichen Probandinnen laut eigenen Aussagen Freude bereitet und ihr Wohlbefinden positiv beeinflusst.

Kommunikation mit Pflanzen kann im Rahmen einer aktiven Gesundheitsvorsorge eines jeden Einzelnen, für den modernen Menschen ein Werkzeug sein, um das persönliche Wohlbefinden zu verbessern und die Gesundheit positiv zu unterstützen.

Kommunikation mit Pflanzen schenkt den Menschen eine ungeahnt neue Sichtweise auf die Dinge und lässt sie Verbundenheit spüren.

Plantago lanceolata, Bild: Hof Neufallenbach, Fotografie: Patrick Lussi (2021)

Wie die Studienarbeit aufzeigt, ist für eine Kommunikation weder der direkte Kontakt mit der lebenden Pflanze noch deren Einnahme/ Anwendung nötig. Sie ist damit für alle und (fast) uneingeschränkt verfügbar.

Die wichtigste Voraussetzung einer gelingenden Kommunikation mit Pflanzen ist wahrscheinlich das Wollen, das Kommunizieren-Wollen. Eine Frage stellen und die Antwort hören und entgegennehmen wollen, im Sinne von sprechen und zuhören – geben und nehmen. Grundlegend ist zudem die Einsicht, dass es sich bei der Kommunikation mit Pflanzen nicht nur um Glauben handelt.

Ein Ausblick

Doch wer oder was es genau ist, der/ das kommuniziert hat, diese Frage bleibt weiterhin ungeklärt. Um dies zu erforschen, bedarf es weiterer interdisziplinärer Untersuchungen unterschiedlicher wissenschaftlicher Bereiche wie (Pflanzen-) Neurobiologie, Molekularbiologie bis hin zu Ethnologie. Mit Sicherheit können solche Untersuchungen zusammen mit Praktiker:innen themenrelevanter Fachbereiche und gemeinsam mit den Pflanzen einfacher und schneller gelingen.

Die Projektarbeit wird hier veröffentlicht und ist auf der Website des Hof Neufallenbach unter « Pflanzenwissen-Blog » zu lesen.

Über die Autorin

Beatrice Bissig-Odermatt lebt und arbeitet mit ihrer Familie inmitten der archaischen Welt des Engelbergertales. Nebst der Herstellung von traditionellen Kräuterprodukten auf dem eigenen Hof, bietet sie Fachkurse in den Bereichen Pflanzenwissen, Räuchertraditionen, Heilmittelherstellung und Kommunikation mit Pflanzen an. Sie ist Autorin, Referentin und pflegt einen 4000m2 grossen Schau- und Produktionsgarten für Heilpflanzen.

www.hof-neufallenbach.ch
@hofneufallenbach

Quellen

Calvo, P., Gagliano, M., Souza, GM., Trewavas, A. (2020) Plants are intelligent, and here is how. Annals of Botany 125: 11–8. https://doi.org/10.1093/aob/mcz155 zugegriffen am 29.10.2022.

Gagliano, M. (2013) Persons as Plants: Ecopsychology and the Return to the Dream of Nature. Landscapes: the Journal of the International Centre for Landscape and Language 5(2):1-11. In the special issue on ‘Ecological Creativity’ http://ro.ecu.edu.au/landscapes/vol5/iss2/14 zugegriffen am 29. 10 2022.

Narby, J. (2001) Die kosmische Schlange. Auf den Pfaden der Schamanen zu den Ursprüngen des modernen Wissens, Klett Cotta Verlag Stuttgart.

Kalbermatten R. (2022) Aus dem Interview von Olaf Rippe: Online Pflanzenkongress AT Verlag. Psyche des Menschen und Signatur der Heilpflanzen.

Mancuso, S., Viola, A. (2015) Die Intelligenz der Pflanzen. 11. Auflage. Verlag Kunstmann A. München.

Scheppach, J. (2016). Das geheime Bewusstsein der Pflanzen. Botschaften aus einer unbekannten Welt. Knaur Taschenbuchverlag.

Was der rosa Flussdelfin mit der Dreimonatsspritze zu tun hat. Von Schamanen und Pharmazie am Amazonas.

Von Ramona Schmidli [Eidg. dipl. Apothekerin, MSc Pharmazie]

Eine Zweitagesreise von der Stadt Iquitos entfernt und nur auf dem Flussweg erreichbar, befindet sich «Tucunaré». Eine Praxis mit traditionellem Palmendach am Río Chambira, welche vom deutschen Verein «FKI» (Förderkreis in Kooperation mit indigenen im Amazonien) in Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden betrieben wird und der lokalen indigenen Bevölkerung, den Urarinas, primäre Gesundheitsversorgung anbietet. Gemeinsam mit meinem Partner Nicolaj als Pflegefachmann lebte und arbeitete ich von März bis November 2021 als Apothekerin an diesem Ort. Das Praxisteam bestand aus vier peruanischen Fachkräften: einem Assistenzarzt, einem Laboranten, einer Pflegefachfrau und einer Hebamme. Zusätzlich beschäftigte der FKI eine Anthropologin, welche sich seit Jahren im Flussbecken aufhält und für das kulturelle Verständnis sehr wichtig war. Nicolaj und ich leiteten die Praxis, wir waren aktiv in der Behandlung tätig und wurden als Allrounder eingesetzt. Weiter unterstütz wurden wir von lokalen Übersetzer:innen und Bootsfahrern. Da viele Dörfer mehrere Tagesreisen entfern liegen, organisierten wir Brigaden, auf welchen wir die Dörfer aufsuchten und Behandlungen anboten.

Nachtlager. Auf einer Brigade schliefen wir im Zelt oder unter dem Mückennetz auf einer traditionellen Ela, aus Chambirafaser gewobene Matte.

Die Urarinas – ein traditionelles Volk

Die Urarinas sind ein Volk, welches sehr traditionell lebt. Sie bauen Maniok und Kochbananen an, sammeln Früchte, jagen und fischen. Durch die kommerzielle Nutzung des Waldes durch Holzschlag und Ölförderung ist der Jagd- und Fischerfolg stark rückläufig und viele Kinder leiden dadurch unter Proteinmangel und Unterernährung. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, welche durch die Geburt des Geschwisters von der Brust verdrängt werden und gezwungen sind, auf eine kohlenhydratreiche Nahrung umzusteigen. Ein Umstand, welcher erheblich zur hohen Kindersterblichkeit vor Ort beiträgt. Durch die Mangelernährung kommt es zur Schwächung der inneren Organe und zu einer Supprimierung des Immunsystems, weshalb die Kinder oft und schwerwiegend an verschiedenen Infektionskrankheiten leiden. Schlimme Unterernährung führt zu Marasmus und Kwashiorkor und kann direkt oder im Zusammenwirken mit Infektionen zum Tod führen.

Masato. Gekochter Maniok wird mit gekauter Süsskartoffel versetzt. Der Speichel startet den Fermentationsprozess. Je länger die Ruhezeit desto höher der Alkoholgehalt im fermentierten Getränk, welches tief in der amazonischer Tradition verankert ist.
Mädchen im Einbaum-Kanu. Schon die Kleinsten wissen sich auf dem Wasser fortzubewegen.

Kräuter und Heilpflanzen als Medizin – und Rat vom Schamanen

Durch das starke Traditionsbewusstsein der Urarinas stehen hauptsächlich traditionelle Heilmethoden im Vordergrund. Eingesetzt werden dabei verschiedene Kräuter und Heilpflanzen, Gesänge (Ikaros) und Zeremonien mit psychoaktiven Pflanzenmitteln, wie Ayahuasca und die Engelstrompete. In der Vorstellung der Urarinas von Ursprung der Krankheit und Weg der Genesung, spielen verschiedene Geister, die Mutter des Waldes, der rosa Flussdelfin, Flüche und Schadenszauber eine zentrale Rolle. Da die westliche Medizin Krankheiten auf einer anderen Ebene behandelt, wird die Praxis oft nicht als erste Anlaufstelle aufgesucht. Für die Urarinas ist es jeweils bereits entschieden, ob eine Krankheit tödlich verlaufen wird, weshalb sie in kritischen Momenten ganz ruhig und voller Urvertrauen wirken. Dies zeigte sich sehr eindrücklich bei der Behandlung eines Mannes nach einem toxischen Schlangenbiss. Während wir die Behandlung einleiteten, blieb seine Frau trotz der lebensgefährlichen Situation ganz ruhig. Der Tod bedeutet in ihrer Kultur nichts Schlimmes. Er wird als zum Leben zugehörig akzeptiert.

Das transkulturelle Arbeiten erfordert viel Feingefühl und Toleranz. Zuerst braucht es viel Zeit und Geduld, um einander kennenzulernen und zu verstehen. In den Beratungen und Behandlungen sind Empathie und Ruhe zentral. Die Urarinas sind sehr zurückhaltend, weshalb es wichtig ist, ihnen viel Raum zu geben, um sich mitteilen zu können.

Kind mit seiner Hängematte. Der Hängematte kommt eine wichtige Schutzfunktion zu.

Dreimonatsspritze als Schutz vor bösen Wesen

In der Kosmovision der Urarinas zieht Blut böse Wesen an, welche Krankheit bringen. Da diese sich besonders gerne am Fluss und im Wald aufhalten, sind Frauen dazu gezwungen, während der Menstruation auf das Baden und Waschen sowie auf die Holzsuche zu verzichten, um sich und andere vor Krankheit zu schützen. Hält man sich nicht daran, kann man vom rosa Flussdelfin schwanger werden, was zur Geburt eines Kindes mit Anomalien führt, oder man ärgert die Mutter des Waldes, was dazu führen kann, dass der Säugling an Durchfall erkrankt. Die Menstruation soll die Frau den ganzen Tag sitzend verbringen, weshalb sie in dieser Zeit den wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben nicht nachgehen kann. Diese lunaren Restriktionen führen zu starken sozialen Einschränkungen und schlussendlich dazu, dass die Dreimonatsspritze mit 150 mg Medroxyprogesteronacetat zur Verhütung grosse Beliebtheit geniesst. Da das reine Gestagenpräparat bei den meisten Frauen das Ausbleiben der monatlichen Blutung bewirkt, nützt sie ihnen für eine ganzheitliche Prävention: Zur Verhütung, besonders wichtig nach einer Geburt; wie auch zum Schutz vor Erkrankung durch böse Wesen.

Das Leben spielt sich am Fluss ab.

Ritual gegen Malaria

Auf einer aktiven Malariasuche diagnostizierten wir bei der 10-jährigen Mónica (Name geändert) Malaria tertiana, eine Infektion, die durch Plasmodium vivax verursacht wird. Wir therapierten sie mit Chloroquin und Primaquin. Nach sieben Tagen suchte sie die Praxis als Notfall auf. Sie war so schwach, dass sie nicht mehr gehen konnte und wirkte apathisch. Sie hatte einen Hämoglobinwert von 8.8g/dl und eine Sauerstoffsättigung von 78%, zeigte jedoch weder Dyspnoe noch Tachypnoe. Ihre Wangen waren rot angemalt. Die rote Farbe der Achiotesamen wird in Heilritualen genutzt. Ihre Mutter erzählte mir, dass die Medikamente nicht geholfen hätten und es ihr täglich schlechter ging. Auch das Ritual beim Schamanen führte zu keiner Besserung. Ihre Symptome liessen den Verdacht entstehen, dass sie von einem vererbten Enzymdefekt betroffen ist. Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel ist in Malariaendemiegebieten häufiger, da es vor einer schweren Erkrankung schützt. Die Behandlung mit Primaquin löst oxidativen Stress aus und kann bei einem GDP6-Mangel zur Schädigung der Erythrozytenmembran führen und zur Hämolyse. Aufgrund fehlender Möglichkeiten der Diagnostik im ressourcenarmen Setting konnte der Verdacht nicht bestätigt werden.

Achiote, Bixa orellana, wird für zeremonielle Zwecke eingesetzt.

Erfahrung fürs Leben

Trotz hohem Bedarf vor Ort, fehlt es an Instrumenten, Fachpersonal und Diagnostik. Häufigste Behandlungsursachen sind Malaria, Durchfall- und Hauterkrankungen (bakteriell, viral, parasitär und durch Pilze verursacht), Pneumonien, Unfälle (Verbrennungen, Schnitt- und Schusswunden) und Schlangenbisse. Immer wieder kommt es zu Medikamentenengpässen. Hinzu kam, dass der globale Fokus auf COVID-19 die individuellen lokalen Bedürfnisse am Flussbecken zusätzlich verdrängte.

Das Leben am Chambira war fachlich sowie lebenstechnisch herausfordernd. Als Trinkwasser diente bestenfalls Regenwasser, die einseitige Ernährung, die für uns ungewohnten Erreger. Und dennoch war vieles so natürlich, so sinnvoll, so lehrreich und berührend. Das morgendliche Waschen mit den anderen Frauen am Fluss, fischen auf dem Einbaum-Kanu, sich freundschaftlich den Kopf nach Läusen absuchen, mit den Kindern Kakao im Wald sammeln, das abendliche Ritual sich am Fluss mit Eimern zu duschen und dabei den Sternenhimmel zu bestaunen und den ganzen Kosmos der Urarinas einzuatmen. Es sind die offenen und aufrichtigen Begegnungen, der Austausch auf Augenhöhe und die menschlichen Verbindungen. Eine Erfahrung die mich nicht nur fachlich viel gelehrt, sondern mich fürs Leben geprägt hat.

Über die Autorin

Ich bin eidgenössisch diplomierte Apothekerin und verbrachte 9 Monate am Flussbecken des Río Chambiras, in der Region Loreto, Peru. Ich hatte schon immer eine Faszination für indigene Kulturen Südamerikas, ihre Heilpflanzen und Rituale, weshalb ich mich für das Studium in Pharmazie entschied. 2015 durfte ich im Rahmen meiner Masterarbeit die traditionelle Anwendung von Papayasamen gegen Darmparasiten in der Kultur der Mbya Guarani, in Argentinien untersuchen und so meine ersten Erfahrungen auf dem Feld sammeln. Nach einigen Jahren in einer öffentlichen Apotheke hat es mich zurück nach Südamerika gezogen. Es war eine sehr intensive Zeit mit vielen aufschlussreichen Erfahrungen und beständigen Verbindungen. Dieser Artikel wurde zuerst publiziert im pharmaJournal 02/2022.

Spenden

Der FKI ist ein gemeinnütziger Verein, der die Praxis am Rio Chambira vor mehr als 20 Jahren aufgebaut hat und bis heute betreibt. Zusätzlich führt der FKI auch andere Entwicklungsprojekte in Kooperation mit den Urarinas durch. In diesen geht es unter anderem um Ausbildung von Fachpersonal vor Ort sowie Ernährung und Landwirtschaft. Er ist für die Finanzierung seiner Projekte auf Spenden angewiesen. Über Ihre finanzielle Unterstützung zu Gunsten der Urarinas würden wir uns sehr freuen.

Spenden per Banküberweisung:
Förderkreis in Kooperation mit indigenen in Amazonien e. V

Commerzbank Leverkusen

Bankleitzahl: 375 400 50
Kontonummer: 4 461 000
IBAN: DE28 3754 0050 0446 1000 00
BIC: COBADEFFXXX

Winterexkursion vom 10. Februar 2023: Stiftsbibliothek Kloster St.Gallen

Der erste Anlass des Netzwerks Ethnobiologie im Jahr 2023 führte etwa 15 Mitglieder, so viele wie noch selten, in den Stiftsbezirk St.Gallen mit seiner barocken Klosteranlage und der spektakulären Stiftsbibliothek mit ihrer Sammlung von Handschriften aus dem Frühmittelalter. Zur Einführung in die Geschichte und politische und soziale Bedeutung des Klosters besuchten wir die Dauerausstellung mit dem St.Galler Klosterplan, einem einzigartigen Pergamentdokument, welches den idealisierten Aufbau eines Klosters im 9. Jahrhundert darstellt.

Das besondere Highlight des Tages war der Besuch der Stiftsbibliothek, wo wir einige Handschriften mit medizinischen Inhalten aus dem 9. Und 10. Jahrhundert genauer anschauen durften. Die Stiftsbibliothek St.Gallen ist eine der ältesten und bedeutendsten Bibliotheken der Welt, insbesondere für Werke aus dem Frühmittelalter, also aus dem 8. bis 11. Jahrhundert.

Den Abschluss dieses unvergesslichen Tages bildete ein gemeinsames Nachtessen in der Altstadt von St.Gallen.

Wir danken der Stiftsbibliothek St.Gallen für die Einblicke in die Geschichte und Bedeutung dieses eindrucksvollen Ortes.

Erklärungen zur Geschichte des Klosters St.Gallen, im Ausstellungssaal
Frühmittelalterliche Handschrift
Führung durch die Stiftsbibliothek

Herbstexkursion vom 1. September 2022: Besuch des TCM-Gartens der ZHAW Wädenswil

Unsere diesjährige Herbstexkursion führte uns in den TCM-Garten der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil. Nach einer Einleitung durch die Gartenkuratorin Regula Treichler-Bratschi schlenderten wir unter Führung unseres langjährigen Mitglieds Nina Zhao-Seiler durch den herbstlichen Garten. Hauptthema unseres Rundgangs waren die Herkunftsgebiete Chinesischer Heilmittel, welche sich aufgrund verschiedener klimatischer Bedingungen stark unterscheiden können. Der gelungene und spannende Rundgang wurde abgerundet mit einen feinen Apéro.

Ethnobotanik im Saas-Tal: Einen kurzen Einblick in die Geschichte der Meisterwurz

Zum ersten Mal wurde im 12. Jahrhundert im Kräuterheilkundebuch Macer floridus von der Meisterwurz als «ostruthium» erzählt. In der griechischen Literatur wurde sie nirgends eindeutig erwähnt. Darum geht man davon aus, dass sie nördlich der Alpen ihren Ursprung als Heilpflanze fand. Nebst deutschsprachigen Quellen findet man auch in den skandinavischen Regionen und auf den britischen Inseln Aufzeichnungen über die Meisterwurz.

Die Pflanze wurde früher hoch geschätzt. Paracelsus hatte zum Beispiel immer ein Stück Rhizom bei sich, für alle Fälle. Ihre Bedeutung spiegelt sich in ihren Namen wider, sie heisst Meisterwurz, Kaiserwurz oder Imperatoria (lat. «kaiserlich»), wobei sie in der Schweiz «Stränze» oder «Hoorstränze» genannt wird. Die Herkunft des Names Astrenze ist nicht ganz gewiss, es könnte sich um eine abgewandelte Form des Wortes Magistrantia (lat. «meisterlich» für Magister) handeln, welches auch in mittelalterlichen Kräuterbüchern verwendet wurde. Heute gehört der Name Astrantia einer anderen Gattung der Doldenblütler.

Hildegard von Bingen schrieb der Meisterwurz wärmende Qualitäten zu nach der galenischen Säftelehre. Sie soll innerlich wärmend und anregend wirken und gegen Fieber helfen. Der Schweizer Arzt Paracelsus aus dem 16. Jh. schrieb: «Meisterwurz ist auch der fürnehmsten Kräuter eins so zu vielen Gebrechen dienlich“. Er brauchte die Pflanze als Mittel für die Leber und gegen Gelbsucht oder als Schutz gegen die Pest. Mönch Odo von Meung bezeichnete sie im Macer floridus sogar als Universalheilmittel. Denn Sie wurde auch als Mittel bei Husten, Atembeschwerden, Zahnschmerzen und Infektionskrankheiten beschrieben. Die Blätter können direkt auf Wunden gelegt werden, wohingegen für die innerliche Anwendung das Rhizom benutzt wird als Aufguss, Tinktur oder mit Wein gekocht. Die Meisterwurz war auch ein wichtiges Mittel gegen die Maul- und Klauenseuche der Nutztiere. Schlussendlich kann man sagen, dass die Pflanze in der Volksmedizin als das beste Mittel gegen Ansteckung betrachtet wurde. Aus diesem Grunde wurde sie auch als Schutz gegenüber Hexen und anderem Übel gebraucht. So wurde sie zum Beispiel in Graubünden in der Johannisnacht ausgegraben und über den Türrahmen gelegt, um das Vieh und sich selbst vor Verhexungen zu schützen. Im Tirol wurden die Räume während der Weihnachtszeit ausgeräuchert, indem man die getrockneten Rhizome anzündete. Die Pflanze wurde auch gerne in der Pfeife geraucht.

Die Meisterwurz war einst eine hoch geachtete Heilpflanze, welche ein breites Anwendungsgebiet in der Kräuterheilkunde fand. Diese Hochachtung widerspiegelt sich auch in ihrer Verwendung als magisches Mittel gegen grosse damalige Ängste wie der Hexe oder der Pest. Heute ist in der breiten Bevölkerung die Meisterwurz als Heilpflanze in Vergessenheit geraten, trotzdem wird sie in vielen Alpenregionen noch immer geschätzt und gebraucht.

Zeichnerische Dartellung eines Rhizoms von der Meisterwurz
Tschirch, A. (1917). Handbuch der Pharmakognosie. (2.Aufl.). Leipzig, Deutschland: Verlag von Chr. Herm. Tauchnitz

Ethnobotanik im Saas-Tal: Artbeschreibung von Peucedanum ostruthium (L.) W.D.J.Koch

P .ostruthium wird bis zu 1 m hoch und ist ein mehrjähriger Hemikryptophyt (Vegetationspunkt knapp auf oder unter Erdoberfläche).

Die Blätter bestehen aus 3 gestielten Teilblättern und sitzen auf kahlen, hohlen Stielen. Die Teilblätter sind verschieden tief und oft bis zum Grund eingeschnitten, dabei sind die Abschnitte breitoval und gezähnt (Zähne oft mit weissen Spitzen). Meist sind die Blätter nur auf der Unterseite behaart.

Die Pflanze besitzt längliche mit Warzen bestückte Speicherrhizome, welche horizontal knapp unter der Erdoberfläche liegen. Durch Ausläufer bildet sich ein grosses Netz von Rhizomen, aus denen Blätter oder eine Dolde spriessen können. Ein Individuum kann dadurch bis zu mehreren Quadratmetern gross werden. Die Blätter und Rhizome verströmen einen aromatischen Geruch.

Die Doppeldolde bildet einen flachen Blütenstand, wobei die einzelnen Döldchen eher kugelig sind und allein stehen. Die Blüten sind meist weiss, selten rötlich. Die Frucht ist 4-5mm lang, rund, abgeflacht und seitlich geflügelt.

P. ostruthium wächst an feuchten, nährstoffreichen Stellen und bevorzugt schattige und kühle Standorte. Sie dominiert im Lebensraum Hochstaudenflur der Gebirge und kommt weiter auf feuchten Wiesen und an Bächen vor. Man trifft sie im gesamten Alpenraum auf der subalpinen und alpinen Stufe an.

Peucedanum ostruthium an einem Bergbach

Ethnobotanik im Saas-Tal mit besonderem Augenmerk auf die Meisterwurz (Peucedanum ostruthium (L.) Koch)

Überblick

Seit Juli dieses Jahres arbeite ich an meinem Master in Ethnobotanik bei Caroline Weckerle an der Universität Zürich. Die letzten 4 Monate war ich für meine Feldarbeit im Saas-Tal. Das Hochtal befindet sich 1500-1800 m.ü.M. mit 4 Dörfern, schönen Lärchenwälder, grossen Gletschern und vielen Schafen. Ich habe Menschen getroffen, die mit mir ihr Wissen über Hausmittelchen und Heilpflanzen geteilt haben und mir erzählten, welche Bedeutung die Meisterwurz für sie hat. Diese Pflanze aus der Familie der Doldenblütler bildet den Schwerpunkt meiner Arbeit. Die Meisterwurz wird seit dem Mittelalter genutzt und hat vor allem in den Alpen eine lange Tradition als Allheilmittel. Sie ist nämlich nur in den subalpinen und alpinen Stufen zu finden und wächst gerne an feuchten und nährstoffreichen Stellen. Neben der ethnologischen Befragung über den Nutzen der Meisterwurz interessieren mich auch die Inhaltstoffe ihres Rhizoms, denn vor allem das Rhizom wird für medizinische Zwecke verwendet. Ich sammelte die Rhizome von 130 Individuen aus dem Saas-Tal und werde sie mit Hilfe einer Hochleistungs- Dünnschichtchromatographie (HPTLC) untersuchen. Zudem trug ich für jedes Individuum Daten zur Grösse und Form der ober- und unterirdischen Organe zusammen, um herauszufinden, welche morphologischen Variationen die Meisterwurz annehmen kann.

In den folgenden Beiträgen werde ich noch detaillierter von meiner Arbeit erzählen, zum Beispiel welche Ziele ich in der Arbeit habe oder welche Medizinalpflanzen im Saas-Tal gebraucht werden.

Herbstexkursion ins Ritterhaus Bubikon vom 14. September 2019

Unsere diesjährige Herbstexkursion führte ins Ritterhaus Bubikon, welches als die am besten erhaltene Kommende (Niederlassung) des Johanniterordens in Europa gilt.
Auf unserem Ausflug erhielten wir einen Einblick in das Ende 12. Jh. erbaute Ritterhaus im Zürcher Oberland, sowie die fast 1000-jährige Geschichte des Johanniterordens.

Das Haus

Das Ritterhaus Bubikon von Aussen.

Das heutige Ritterhaus ist das Resultat einer rund 600jährigen Baugeschichte, wobei das Bruderhaus und die Kapelle die ältesten Teile des Hauses verkörpern. Dieser Kern wurde sukzessive um eine romanische Kapelle, ein Haupthaus sowie einen geräumigen Rittersaal, welcher mit der Kapelle für Privatanlässe gebucht werden kann, erweitert. Die erhaltenen Fresken im Inneren der Kapelle stammen hauptsächlich aus der Zeit um 1210 und zeigen unter anderem Episoden aus dem Leben von Johannes dem Täufer. Auch zu erwähnen ist die gut sortierte Bibliothek mit Literatur rund um den Orden, sowie die eindrückliche, zum Verkauf stehende Trotte im Erdgeschoss.

Fresken im Inneren der Kapelle.
Unser Exkursionsguide ist ein echter Ritter der Johanniter!

Kampf dem Unglauben – Einsatz für den Nächsten

Der Johanniterorden verfügt über eine eindrückliche Geschichte, welche nach der Eroberung Jerusalems als Teil des Ersten Kreuzzuges ihre Anfänge nahm. Währenddem für lange Zeit die Ziele des Ordens sowohl militärischer als auch karitativer Natur waren, so beschränken sich die Tätigkeiten heutzutage ausschliesslich auf den Einsatz für Kranke und in Not befindliche Menschen. Aktuelle Aufgaben, welche durch die Subkommende Zürich wahrgenommen werden, umfassen beispielsweise die Lebensmittelausgabe an bedürftige Menschen und den Transport von Hilfsgütern nach Osteuropa.

Standardausrüstung eines Johanniterritters.

Jeder Zeit ihr Kraut

Nebst dem Besuch des Ritterhauses unternahmen wir ebenfalls einen Streifzug durch den angebauten Kräutergarten. Die Beete des Gartens sind in verschiedene Epochen (Antike, Mittelalter, Kolonialzeit und Neuzeit) unterteilt und laden zu einer ethnobotanischen Zeitreise ein. Kräuterinteressierte finden darin unter anderem verschiedene Basilikumarten (Kolonialzeit), die winterharte Lorbeerblättrige Lackzistrose (Cistus laurifolius, Cistaceae; Antike) sowie die süsse Zuckerwurzel (Sium sisarum, Apiaceae), welche dem Mittelalter zugeschrieben wird.

Streifzug durch den Kräutergarten.

Spaziergang nach Hombrechtikon

Das Programm im Ritterhaus und dem Garten wurde abgerundet durch einen sonnig-warmen Spaziergang entlang des Egel- und des Lützelsees bis nach Hombrechtikon. Es fand reger Austausch unter den Mitgliedern statt. Zur Nachmittagsverpflegung wurde dann auch Kontakt mit der gefrässigen einheimischen Fauna hergestellt. Müde und zufrieden traten wir individuell die Heimreise an.

Hombrechtiker Katze an Mais.

Botanising with ColectoR: a field report

A few weeks ago, I went hiking on Mt. Pilatus with a group of plant enthusiasts. I decided to use our excursion to test ColectoR, a new smartphone app, which the developer claims to be a „digital field notebook for voucher specimen collection“. You can find the results of this test in this first post of our blog, which will hopefully see more updates in the near future.

Lucerne’s early 14th-century Kapellbrücke with Mt. Pilatus in the background.

Background

Smartphones have entered almost every aspect of our lives. As mobile service terminals they provide tools such as for dating, stargazing, micropayments and even for fighting food waste. Smartphones are versatile because they provide a powerful combination of features, such as GPS, camera and mobile internet connection.

As a digital native I was interested to see the recent surge of online species observation apps that make use of smartphone sensors, such as the popular iNaturalist and PlantNet. Today, there exists a range of such tools, all of which have different geographical (global/local) and taxonomic (plants/animals/fungi/etc.) scopes, and different target audiences (lay/professional).

Unfortunately, the more well-known apps/platforms available in the Android app store were not to my satisfaction as they tend to be overloaded with features and cumbersome to use. Why do I have to register my email-address before using the app? Why would I need an unknown specialist to review my plant identifications? Why do I have to automatically upload my plant collection data to a remote server? Despite the sheer number of platforms, I was puzzled over the lack of a simple app that just replaces my field notebook, no matter where I am, no matter if there’s a mobile data connection, and without the usual bloat of functions. Moreover, as I regularly botanise outside of Switzerland, I was looking for an alternative to the online field book FlorApp by Infoflora, which, apart from its geographical limitation to Switzerland, is very useful.

Introducing ColectoR

I discovered ColectoR about two months ago when preparing some slides for a talk. Actually, I stumbled over it by accident while browsing the web for applications of smartphones in biodiversity research. ColectoR seemed to be the perfect example of an app that makes use of smartphone sensors and capabilities and combining these in a powerful manner. According to the developer the app was created « to aid botanists in the collection of data for voucher specimens using smartphones”.

Overview

ColectoR’s user interface consists of five separate windows:

  1. A start screen
  2. A page to enter plant collection data (plus icon)
  3. A window to manage all entries (eye icon)
  4. A data export window (cloud icon)
  5. A settings pane
a) This is the start screen. By pressing the + you can create a new record. b) Page to enter plant collection data. C) Overview of all collected vouchers.

Entering data

By pressing the plus icon on the start screen you reach the data entry window. On this page, there are separate fields for entering the data that are usually jotted down in a field notebook. Just fill in the date of collection (automatic or manually), the collector (stays the same by default), collection number (auto-incremented), species, author, family, description, latitude, longitude and altitude (all three of which are drawn from the GPS receiver, if turned on). Further, data for country, state and locality are automatically drawn from Google Maps, again, if the GPS is on.

Page to enter details on voucher specimens; a) Name and collection number are filled in automatically; b) Species names can be checked using an online name-resolver database; c) the corrected species name is filled in along with the botanical family.

Apart from this basic functionality, there are two additional fields for taking notes. The cool thing about these fields is that data can be entered not only manually but also through voice recognition (if you’re not scared of sharing your data with Google). Voice recognition is done by pressing the microphone icon, which accesses the Android native voice recognition system. Quick tests in both German and English worked almost perfectly (no more tedious scribbling in the field notebook!).

Notes can be taken manually or via voice-to-text. a) Androids native voice recognition at work; b) text is automatically entered.

Another nice feature is the spell-/synonymy-check function for species names, which also returns the correct family name (magnifier icon, mobile data connection needed). For this, ColectoR connects to the iPlant Taxonomic Name Resolution Service. In many cases, this name check worked fine, even with minor typos in the query. In cases with two or more typos in the name, the algorithm often did not return any result, but that’s ok.

There was, however, one little drawback with this feature. Specifically, the name-resolver returned an unaccepted synonym, when I name-checked Persicaria bistorta (L.) Samp., which is an abundant species growing on montane and subalpine meadows. While I myself know this species under its (synonymous) name Polygonum bistorta, the name-checker suggested Bistorta officinalis Delarbre as the correct name, which is yet another synonym of the currently accepted name Persicaria bistorta (L.) Samp. (The Plant List). This means that the auto-check function did not return the currently accepted name, but just another synonym. It thus seems that this service is not fully up-to-date. Of course, returning the wrong synonym is often not that big of a problem at all as the synonyms are equivalent to the accepted name. However in cases where the taxonomy o a species is not well established, this may cause trouble.

Persicaria bistorta (L.) Samp.

Yet another cool function is the option to take pictures and link them to specific vouchers (camera icon). Having the option to take more than one photo per record greatly facilitates the documentation of features that are difficult to fit into one photo (such as umbels and pinnatifid leaves of Apiaceae species.

Taking diagnostic pictures of plant features with smartphone cameras can be difficult. This is why the option to take more than one photo per record helps.

Data management

If you wish to review your records, you can access the entry management window by hitting the eye symbol on the start screen. This will give you an overview of all vouchers collected so far. From here you can easily edit or delete your records. Accidental modification is prevented by the lock icon in the upper left corner (the current record is grayed out). Entries can be edited only after unlocking.

By default, all records are protected (greyed out). Unlocking can be done by pushing the lock icon in the upper left corner.

Data export

After the trip, the collected data can be exported with two different functions. Voucher data can be exported as a tabular form (*.csv). Photographs can be saved in the form of an archive (*.zip) with the pictures put into separate folders according to the respective collection number. Multiple pictures per voucher are possible. Both photos and collection data can be exported through the usual android share menu, meaning that you can choose, for example, to mail the data, to share them via cloud storage or to store everything on your phone.

The implementation of such an open data export interface has many advantages, most importantly, that downstream data analysis can easily be integrated into your workflow. For instance, the data can be automatically transformed into labels for herbarium vouchers. The developer actually offers a ready-made solution for this on his website. Another possibility for downstream data processing would be to automatically plot a map of all collected vouchers based on the coordinate data.

Two of ColectoR’s five basic windows. a) Data export page; b) settings pane (the default values worked fine with me).

Performance

I haven’t done extensive performance testing, so I can’t say much about this. Battery life was not an issue on our hike, but surely might be one on longer trips. Probably it helped that I turned on the GPS only when needed. Of course, the usual battery-saving tips apply: reduce screen brightness, turn off Bluetooth and WiFi, change your screen to grayscale, etc.

Future

According to the developer, ColectoR was initially created in 2014, and since has received multiple updates. It can only be downloaded from the developer’s website and not from the usual app stores. Currently, the app is only available for Android. However iOS and Windows Phone versions are planned.

Conclusion

In conclusion, ColectoR is of potential interest to all plant-lovers with at least some background in botany. People without knowledge of plant species will miss some form of assistance with plant identifications. The app represents a smart combination of features that simplifies a botanist’s life on field trips. The app convinces with its tidy graphical interface, different possibilities for automating your workflow (without being patronizing) and it’s open license that allows for further software development. In short, ColectoR fills a niche in the app ecosystem that has been open for too long.

Pros (there are many)

  • Free and intuitive to use
  • Can be controlled with just one hand
  • Supports voice-to-text
  • Straightforward data export
  • Easy integration with downstream data processing (e.g. R)
  • Low battery-consumption (when GPS is turned on sparingly)

Cons

  • Height data sometimes not very accurate in the test
  • Name resolver sometimes does not return currently accepted name
  • Smartphone camera of limited use for plant photography