Archiv der Kategorie: Ethnobiologie Schweiz

Blog über aktuelle Themen zur Ethnobiologie in der Schweiz

Ethnobotanik im Saas-Tal: Artbeschreibung von Peucedanum ostruthium (L.) W.D.J.Koch

P .ostruthium wird bis zu 1 m hoch und ist ein mehrjähriger Hemikryptophyt (Vegetationspunkt knapp auf oder unter Erdoberfläche).

Die Blätter bestehen aus 3 gestielten Teilblättern und sitzen auf kahlen, hohlen Stielen. Die Teilblätter sind verschieden tief und oft bis zum Grund eingeschnitten, dabei sind die Abschnitte breitoval und gezähnt (Zähne oft mit weissen Spitzen). Meist sind die Blätter nur auf der Unterseite behaart.

Die Pflanze besitzt längliche mit Warzen bestückte Speicherrhizome, welche horizontal knapp unter der Erdoberfläche liegen. Durch Ausläufer bildet sich ein grosses Netz von Rhizomen, aus denen Blätter oder eine Dolde spriessen können. Ein Individuum kann dadurch bis zu mehreren Quadratmetern gross werden. Die Blätter und Rhizome verströmen einen aromatischen Geruch.

Die Doppeldolde bildet einen flachen Blütenstand, wobei die einzelnen Döldchen eher kugelig sind und allein stehen. Die Blüten sind meist weiss, selten rötlich. Die Frucht ist 4-5mm lang, rund, abgeflacht und seitlich geflügelt.

P. ostruthium wächst an feuchten, nährstoffreichen Stellen und bevorzugt schattige und kühle Standorte. Sie dominiert im Lebensraum Hochstaudenflur der Gebirge und kommt weiter auf feuchten Wiesen und an Bächen vor. Man trifft sie im gesamten Alpenraum auf der subalpinen und alpinen Stufe an.

Peucedanum ostruthium an einem Bergbach

Ethnobotanik im Saas-Tal mit besonderem Augenmerk auf die Meisterwurz (Peucedanum ostruthium (L.) W.D.J.Koch)

Überblick

Seit Juli dieses Jahres arbeite ich an meinem Master in Ethnobotanik bei Caroline Weckerle an der Universität Zürich. Die letzten 4 Monate war ich für meine Feldarbeit im Saas-Tal. Das Hochtal befindet sich 1500-1800 m.ü.M. mit 4 Dörfern, schönen Lärchenwälder, grossen Gletschern und vielen Schafen. Ich habe Menschen getroffen, die mit mir ihr Wissen über Hausmittelchen und Heilpflanzen geteilt haben und mir erzählten, welche Bedeutung die Meisterwurz für sie hat. Diese Pflanze aus der Familie der Doldenblütler bildet den Schwerpunkt meiner Arbeit. Die Meisterwurz wird seit dem Mittelalter genutzt und hat vor allem in den Alpen eine lange Tradition als Allheilmittel. Sie ist nämlich nur in den subalpinen und alpinen Stufen zu finden und wächst gerne an feuchten und nährstoffreichen Stellen. Neben der ethnologischen Befragung über den Nutzen der Meisterwurz interessieren mich auch die Inhaltstoffe ihres Rhizoms, denn vor allem das Rhizom wird für medizinische Zwecke verwendet. Ich sammelte die Rhizome von 130 Individuen aus dem Saas-Tal und werde sie mit Hilfe einer Hochleistungs- Dünnschichtchromatographie (HPTLC) untersuchen. Zudem trug ich für jedes Individuum Daten zur Grösse und Form der ober- und unterirdischen Organe zusammen, um herauszufinden, welche morphologischen Variationen die Meisterwurz annehmen kann.

In den folgenden Beiträgen werde ich noch detaillierter von meiner Arbeit erzählen, zum Beispiel welche Ziele ich in der Arbeit habe oder welche Medizinalpflanzen im Saas-Tal gebraucht werden.

Herbstexkursion ins Ritterhaus Bubikon vom 14. September 2019

Unsere diesjährige Herbstexkursion führte ins Ritterhaus Bubikon, welches als die am besten erhaltene Kommende (Niederlassung) des Johanniterordens in Europa gilt.
Auf unserem Ausflug erhielten wir einen Einblick in das Ende 12. Jh. erbaute Ritterhaus im Zürcher Oberland, sowie die fast 1000-jährige Geschichte des Johanniterordens.

Das Haus

Das Ritterhaus Bubikon von Aussen.

Das heutige Ritterhaus ist das Resultat einer rund 600jährigen Baugeschichte, wobei das Bruderhaus und die Kapelle die ältesten Teile des Hauses verkörpern. Dieser Kern wurde sukzessive um eine romanische Kapelle, ein Haupthaus sowie einen geräumigen Rittersaal, welcher mit der Kapelle für Privatanlässe gebucht werden kann, erweitert. Die erhaltenen Fresken im Inneren der Kapelle stammen hauptsächlich aus der Zeit um 1210 und zeigen unter anderem Episoden aus dem Leben von Johannes dem Täufer. Auch zu erwähnen ist die gut sortierte Bibliothek mit Literatur rund um den Orden, sowie die eindrückliche, zum Verkauf stehende Trotte im Erdgeschoss.

Fresken im Inneren der Kapelle.
Unser Exkursionsguide ist ein echter Ritter der Johanniter!

Kampf dem Unglauben – Einsatz für den Nächsten

Der Johanniterorden verfügt über eine eindrückliche Geschichte, welche nach der Eroberung Jerusalems als Teil des Ersten Kreuzzuges ihre Anfänge nahm. Währenddem für lange Zeit die Ziele des Ordens sowohl militärischer als auch karitativer Natur waren, so beschränken sich die Tätigkeiten heutzutage ausschliesslich auf den Einsatz für Kranke und in Not befindliche Menschen. Aktuelle Aufgaben, welche durch die Subkommende Zürich wahrgenommen werden, umfassen beispielsweise die Lebensmittelausgabe an bedürftige Menschen und den Transport von Hilfsgütern nach Osteuropa.

Standardausrüstung eines Johanniterritters.

Jeder Zeit ihr Kraut

Nebst dem Besuch des Ritterhauses unternahmen wir ebenfalls einen Streifzug durch den angebauten Kräutergarten. Die Beete des Gartens sind in verschiedene Epochen (Antike, Mittelalter, Kolonialzeit und Neuzeit) unterteilt und laden zu einer ethnobotanischen Zeitreise ein. Kräuterinteressierte finden darin unter anderem verschiedene Basilikumarten (Kolonialzeit), die winterharte Lorbeerblättrige Lackzistrose (Cistus laurifolius, Cistaceae; Antike) sowie die süsse Zuckerwurzel (Sium sisarum, Apiaceae), welche dem Mittelalter zugeschrieben wird.

Streifzug durch den Kräutergarten.

Spaziergang nach Hombrechtikon

Das Programm im Ritterhaus und dem Garten wurde abgerundet durch einen sonnig-warmen Spaziergang entlang des Egel- und des Lützelsees bis nach Hombrechtikon. Es fand reger Austausch unter den Mitgliedern statt. Zur Nachmittagsverpflegung wurde dann auch Kontakt mit der gefrässigen einheimischen Fauna hergestellt. Müde und zufrieden traten wir individuell die Heimreise an.

Hombrechtiker Katze an Mais.